Eine der faszinierendsten Sportarten im Jahreskalender ist das Skispringen. Waghalsige Männer und Frauen stürzen sich die Sprungschanzen in aller Welt hinunter und wollen dabei auf ihren Skiern so weit wie nur möglich springen. Beim Skifliegen werden Weiten von über 250 Metern erreicht.
Berühmt sind nicht nur die Wettkampfstätten wie der Holmenkollen in Oslo, Planica in Slowenien oder der Kulm in Österreich. Auch Skisprunglegenden wie Martin Schmitt, Adam Malysz oder Janne Ahonen sind weltweit über den Sport hinaus bekannt.
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Skispringen: Vom Telemark in die Welt
Der Ursprung des Skispringens liegt in Norwegen, in der Provinz Telemark. Schon im 18. Jahrhundert sprangen dort Menschen mit Gleitbrettern in den Schnee. Wettkämpfe fanden erstmals Ende des 19. Jahrhunderts statt, seit 1892 wird regelmäßig auf dem berühmten Holmenkollbakken in Oslo gesprungen. Die erste Skisprungschanze in Deutschland wurde um 1900 im Schwarzwald gebaut. Seit 1924 in Chamonix ist Skispringen olympische Disziplin. Damals reichten dem Norweger Jacob Tullin Thams zwei Sprünge auf 49 Meter, um die Goldmedaille zu gewinnen. Der erste Sprung über 100 Meter gelang 1936 Sepp Bradl.
1967 sprang der Norweger Lars Grini über 150 Meter, bevor der Internationale Skiverband 1986 eine Weite von 191 Metern als Maximum festlegte. Rund zehn Jahre später hob die FIS diese Entscheidung wieder auf, sodass der Finne Toni Nieminen 1994 erstmals über 200 Meter sprang. Im März 2017 stellte der Österreicher Stefan Kraft auf dem Vikersundbakken mit 253,50 Metern einen neuen Weltrekord auf. Ryoyu Kobayashi schaffte bei optimalen Bedingungen 291 Meter bei einem Showwettkampf, jedoch auf einer nicht zugelassenen Schanze.
Skisprung-Weltcup seit 1979
Seit 1979 findet jedes Jahr ein Weltcup im Skispringen statt. Die Regeln des Skispringens sind recht einfach. Jeder Wettkampf besteht aus zwei gewerteten Sprüngen, die addiert werden. Neben der Weite zählen auch die Haltungsnoten der Kampfrichter. Ein perfekter Sprung wird mit der Note 20 bewertet, wobei es erst acht Skispringern gelungen ist, diese Höchstnote von allen fünf Kampfrichtern zu erhalten. Seit den 1990er Jahren wird im V-Stil gesprungen, der den Parallelstil ablöste und deutlich größere Weiten ermöglicht.
Skispringen Weltcup-Gesamtsieger Männer seit 2010
Deutsche Erfolge durch Jens Weißflog, Martin Schmitt und Severin Freund
Der erste Weltcupsieg gelang dem Österreicher Toni Innauer im Dezember 1979 auf dem Trampolino Italia in Cortina d'Ampezzo. Weltcupsieger nach 25 Wettkämpfen wurde der Österreicher Hubert Neuper. Nach anfänglichen drei Erfolgen österreichischer Skispringer begann die Glanzzeit des Finnen Matti Nykänen, der zwischen 1983 und 1988 viermal den Weltcup gewann, was bis heute Rekord ist. Drei Siege gelangen in den 1990er-Jahren Andreas Goldberger, gefolgt von den Doppelsiegen von Primoz Peterka und dem Deutschen Martin Schmitt, der einen Boom der Sportart in Deutschland auslöste.
Auf Schmitt folgte der Pole Adam Malysz, der mit vier Weltcupsiegen zu Matti Nykänen aufschloss. Gleichzeitig war der Finne Janne Ahonen mit zwei Weltcupsiegen, aber mehr Erfolgen bei der Vierschanzentournee, der große Konkurrent. Nach Jens Weißflog und Martin Schmitt wurde im Jahr 2015/16 Severin Freund der dritte Deutsche, der den Weltcup gewinnen konnte. In der jüngeren Vergangenheit teilten sich internationalen Skispringer Kamil Stoch, Stefan Kraft, Ryoyu Kobayashi oder Halvor Egner Granerud die meisten Siege.
Skispringen rund um den Globus auf 59 Schanzen
Die Skisprungschanzen der Welt sind Pilgerstätten für Sportfans. An insgesamt 59 Orten wurden bisher Skisprungwettbewerbe ausgetragen. Berühmt sind vor allem die Schanzen in Nord- und Mitteleuropa. In Deutschland strömen die Zuschauer zu den jährlichen Springen in Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf, die im Rahmen der Vierschanzentournee ausgetragen werden. Im Weltcup stehen außerdem Titisee-Neustadt im Schwarzwald und Willingen im Sauerland auf dem Programm. In Finnland sind Kuusamo und Lahti fester Bestandteil des Jahreskalenders. In Norwegen sind es die Lysgards-Schanze in Lillehammer und der Holmenkollen in Oslo.
Österreich ist Gastgeber der Springen in Innsbruck am Bergisel und in Bischofshofen während der Vierschanzentournee. Die Skisprung-Nation Polen veranstaltet Weltcups in Wisla und Zakopane. Darüber hinaus ist die Gross-Titlis-Schanze im schweizerischen Engelberg fester Bestandteil des Jahreskalenders. Als Besonderheit macht der Tross der Skispringer jedes Jahr im japanischen Sapporo Station. Auch in Nordamerika wird regelmäßig gesprungen. Viele weitere Schanzen waren in der Vergangenheit Austragungsorte von Weltcups, haben diese aber verloren.
Skiflug-WM, Vierschanzentournee und Skispringen der Frauen
Eine Besonderheit des Skispringens ist das Skifliegen. Dabei handelt es sich um Sprünge über eine Weite von mehr als 185 Metern. Weltweit gibt es nur vier Skiflugschanzen, die im Rahmen der Skiflug-Weltmeisterschaften abwechselnd genutzt werden. Dies sind die Heini-Klopfer-Skiflugschanze in Oberstdorf, der Kulm in Tauplitz/Österreich, der Vikersundbakken in Norwegen und die Skiflugschanze Planica in Slowenien. Neben den Skiflug-Weltmeisterschaften finden alle zwei Jahre die Nordischen Skiweltmeisterschaften statt, die nicht zum Weltcup zählen und bei denen sieben Wettbewerbe im Skispringen ausgetragen werden.
Eine weitere Besonderheit im Jahreskalender der Skispringer ist die Vierschanzentournee. Dabei handelt es sich um vier als Gesamtheit betrachtete Skisprungwettbewerbe in den beiden deutschen Orten Oberstdorf und Garmisch-Patenkirchen sowie im österreichischen Innsbruck und Bischofshofen. Bei der Vierschanzentournee treten die Springer im ersten Durchgang im Zweikampf gegeneinander an. Der beste Springer erhält am Ende der Tournee die Trophäe des Goldenen Adlers. Während der prestigeträchtigen Springen um den Jahreswechsel pausiert der Weltcup.
Überraschend lange wurde das Skispringen von den Männern dominiert, während die Wettbewerbe der Frauen ein Schattendasein fristeten. Erst seit der Saison 2011/12 gibt es einen Damen-Weltcup, da zuvor die Dichte an Athletinnen im Spitzensport zu gering war. Die erste Siegerin war Sarah Hendrickson aus den USA. Es folgten zahlreiche Siege durch die Japanerin Sara Takanashi und die Norwegerin Maren Lundby. In Deutschland machten sich Katharina Althaus und Carina Vogt einen Namen, letztere darf sich seit 2014 Olympiasiegerin nennen.
Skispringen mit hoher Beliebtheit im Fernsehen
Skispringen ist ein fester Bestandteil der Wintersportwochenenden der Fernsehsender und neben Biathlon der große Zuschauermagnet. Seit 2007 ist das Skispringen inklusive der Vierschanzentournee zurück im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, sodass sich ARD und ZDF bei der Übertragung abwechseln. Verschiedene Experten begleiten die Moderatoren und Kommentatoren während der Sprungwettbewerbe. Zwischen 1998 und 2007 war Privatsender RTL für einige Jahre der übertragende Sender des Skispringens. Neben ARD und ZDF überträgt auch Eurosport Skispringen live.