Vendée Globe: Segler Boris Herrmann erleidet weiteren Rückschlag

Bildquelle: depositphotos.com / Thomaspajot

Die Vendée Globe ist bekannt als eine der härtesten Solo-Segelregatten der Welt, bei der Skipper auf sich allein gestellt gegen die Launen der Natur kämpfen müssen. Für den Hamburger Skipper Boris Herrmann, der an Bord seiner „Malizia-Seaexplorer“ um eine Top-Fünf-Platzierung kämpft, hat das Rennen eine dramatische Wendung genommen. Am Freitagmorgen bemerkte Herrmann, dass die Aufhängung seines wichtigsten Vorsegels, des sogenannten J2, gebrochen war. Der Schaden kam zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Mitten auf dem Südatlantik, etwa 500 Seemeilen vor der brasilianischen Küste.

In einer Sprachnachricht meldete sich Herrmann mit ernsten Worten: „Das zerschmettert mir alle Chancen, hier wettbewerbsfähig zu sein.“ Nach dem Verlust des J2-Segels segelt er nun mit einem kleineren Vorsegel weiter, was ihn laut eigener Einschätzung um 30 bis 40 Prozent an Geschwindigkeit kosten könnte. „Es bleibt hart, und die Hoffnungen auf eine gute Platzierung schwinden“, erklärte der Segler.

Skipper Boris Herrmann mit Woche voller Herausforderungen

Der aktuelle Vorfall ist nur das jüngste Kapitel in einer Woche voller Herausforderungen für Herrmann. Zu Beginn der Woche musste er trotz Höhenangst den 29 Meter hohen Mast seiner Yacht erklimmen, um Reparaturen an der Takelage vorzunehmen. Kaum einen Tag später wurde die Malizia von einem Blitz getroffen, was zu elektronischen Schäden führte. Nun der J2-Schaden, der das Rennen für Herrmann noch komplizierter macht. „Ich habe gut geschlafen und bin aufgewacht, weil ich ein Flattern gehört habe“, berichtete Herrmann über den Moment, als er den Schaden entdeckte. Der spezielle Hakenmechanismus, den Herrmann aus Sicherheitsgründen hatte einbauen lassen, war gebrochen.

„Letztendlich ist es meine Verantwortung, in dieser Situation zu sein. Aber ich wollte diesen Haken wirklich als zusätzliche Sicherheit haben, und dieses Teil ging nun kaputt“, erklärte er nüchtern. Eine Reparatur ist unter den aktuellen Bedingungen nicht durchführbar. Starke Winde und unruhige See machen es Herrmann unmöglich, erneut den Mast zu erklimmen, um den Schaden zu beheben. „Frühestens in zwei bis drei Tagen“ könne er versuchen, das Segel wieder zu befestigen, so der Skipper. Bis dahin bleibt ihm nur, mit reduzierter Segelfläche weiterzusegeln und dadurch wertvolle Meilen zu verlieren.

„Das zerschmettert mir alle Chancen, hier wettbewerbsfähig zu sein.“

Skipper Boris Herrmann zum Bruch der Aufhängung des J2

Vendée Globe: Charlie Dalin und Yoann Richomme in Führung

Der Schaden am J2 könnte Herrmanns Chancen auf eine vordere Platzierung erheblich schwächen. Am Freitagvormittag lag der Hamburger auf Rang sieben, dicht gefolgt von Thomas Ruyant, der mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat. „Wir sind zwei Kameraden mit einem ähnlichen Problem“, bemerkte Herrmann über die Situation seines französischen Konkurrenten. Auch weiter vorne in der Flotte gibt es Probleme. Yoann Richomme, der derzeit auf Platz zwei liegt, meldete am Morgen den Verlust seines J0-Segels.

Vendée Globe Siegerliste

Rennen
Skipper
Nationalität
Zeit
1989/90
Titouan Lamazou
Frankreich
109 Tage
8:48:50 Std.
1992/93
Alain Gautier
Frankreich
110 Tage
2:22:35 Std.
1996/97
Christophe Auguin
Frankreich
105 Tage
20:31 Std.
2000/01
Michel Desjoyeaux
Frankreich
93 Tage
3:57 Std.
2004/05
Vincent Riou
Frankreich
87 Tage
10:47:55 Std.
2008/09
Michel Desjoyeaux
Frankreich
84 Tage
3:09:08 Std.
2012/13
François Gabart
Frankreich
78 Tage
2:16:40 Std.
2016/17
Armel Le Cléac’h
Frankreich
74 Tage
3:35:46 Std.
2020/21
Yannick Bestaven
Frankreich
80 Tage
3:44:46 Std.

Trotz der Herausforderungen halten die Veranstalter an den prognostizierten Ankunftszeiten fest. Während die führenden Segler Charlie Dalin und Yoann Richomme am 14. Januar im Ziel erwartet werden, soll die Verfolgergruppe um Herrmann zwischen dem 22. und 24. Januar an der französischen Küste eintreffen. Herrmann bleibt trotz der Rückschläge gefasst und entschlossen, das Rennen bestmöglich fortzusetzen. Sein Fokus liegt nun darauf, sich in den kommenden Tagen zu stabilisieren und den Anschluss nicht zu verlieren. „Es bleibt ein harter Kampf, aber das Boot ist sicher, und ich bin es auch“, schloss Herrmann seine Nachrichten aus dem Südatlantik.

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