Der deutsche Vielseitigkeitsreiter Michael Jung hat bei den Olympischen Spielen in Paris die zweite Goldmedaille für das deutsche Team gewonnen. Der 41-Jährige holte vor den Toren des Schlosses von Versailles seine fünfte olympische Medaille. Auf dem Rücken seines Pferdes „Chipmunk“ war es bereits die dritte Goldmedaille im Einzel für den Hessen. Jung ging als Führender in das abschließende Springen und behielt als letzter Reiter der Konkurrenz seine Nerven im Griff. Ein fehlerfreier Ritt brachte ihm die verdiente Goldmedaille. In der Mannschaftswertung war Deutschland zuvor chancenlos aus dem Geländeritt gegangen.
Die Vielseitigkeit ist eine Sportart mit drei Teildisziplinen zu Pferd. Dazu gehört zunächst die Dressur, dann der Geländeritt und schließlich das Springen. Gleichzeitig treten die Reiterinnen und Reiter in einer Nationenwertung an. In dieser hatte das deutsche Team in Paris allerdings keine Chance und blieb trotz Favoritenrolle wie schon 2021 in Tokio ohne Medaille. Grund war ein Sturz von Christoph Wahler, der zusammen mit Jung und Julia Krajewski das deutsche Team bildete. Der Sturz in der Vielseitigkeit bedeutete die Disqualifikation in der Einzelwertung für Wahler und 200 Minuspunkte für die Mannschaft, womit alle Medaillenchancen dahin waren.
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Michael Jung auf Rang 2 nach der Dressur
Die drei Disziplinen der Vielseitigkeit werden an drei aufeinander folgenden Tagen ausgetragen. Bereits am ersten Tag der Olympischen Sommerspiele 2024 war Jung am Samstag in der Dressur gefordert. Hier zeigte der Olympiasieger von 2012 in London und 2016 in Rio de Janeiro eine herausragende Leistung. Lediglich 17,80 Minuspunkte wurden ihm von den Richtern angerechnet, sodass Jung am Ende der Disziplin den zweiten Platz belegte. „Chipmunk war fantastisch zu reiten. Er war so bei mir, so kraftvoll, hat sich groß gemacht und trotzdem so eine Ruhe ausgestrahlt.“
Olympiasieger Vielseitigkeit Einzel seit 1980
Jung und der 16-jährige Chipmunk mussten sich nur der Britin Laura Collett auf „London 52“ geschlagen geben. Vor drei Jahren in Tokio hatte der Mann aus Bad Soden am Taunus noch die Dressur gewonnen. Der Geländeritt war in Tokio allerdings Jungs schwächste Disziplin und stand deshalb am Sonntag besonders im Fokus. Doch Jung ritt den 5.149 Meter langen Parcours stark und fehlerfrei. Er übernahm die Führung in der Gesamtwertung und griff damit am Montag im abschließenden Springen nach Gold.
„Der beste und kompletteste Reiter der Welt“
Im Springen sollte die fünfte Vielseitigkeits-Goldmedaille im Einzel für die deutschen Reiter bei Olympischen Spielen in Serie gelingen. Jung konnte mit zwei fehlerfreien Runden seiner Teamkollegin Julia Krajewski nachfolgen. Die Emsländerin gewann 2021 in Tokio die Goldmedaille in der Einzelwertung. In diesem Jahr landete Krajewski auf Rang elf. Jung sagte vor dem abschließenden Springen: „Ich bin sehr, sehr guter Dinge, sehr positiv. Aber ich denke noch gar nicht an Gold oder an irgendwas. Sondern eins nach dem anderen durcharbeiten.“
„Chipmunk war fantastisch zu reiten. Er war so bei mir, so kraftvoll, hat sich groß gemacht und trotzdem so eine Ruhe ausgestrahlt.“
Olympiasieger Michael Jung
Spätestens nach dem ersten Ritt durften die Gedanken aber in Richtung Goldmedaille gehen, denn Jung blieb fehlerfrei und ein weiterer Ritt ohne Abwurf bedeutete den Sieg. Dies gelang dem Reiterpaar auch, sodass Jung zum vierten Mal in seiner Karriere Gold holte. Für sein Pferd Chipmunk war es die erste Goldmedaille, die vorherigen Siege holte der Reiter auf dem Wallach Sam. Um es mit den Worten von Reporterlegende Carsten Sostmeier zu sagen: „Die Goldmedaille hat der beste und der kompletteste Reiter der Welt gewonnen.“