„Quäl dich, du Sau!“- dieser Satz, den Teamkollege Udo Bölts 1997 dem Tour-de-France-Sieger Jan Ullrich zurief, beschreibt den Charakter des Radsports wie kein anderer. Der Ausdauersport ist Leiden auf zwei Rädern vor oft malerischer Kulisse und menschengefüllten Straßen.
Zahlreiche Rennen wie Paris – Roubaix, der Giro di Italia oder vor allem die Tour de France ziehen jedes Jahr die Fans in ihren Bann. Unzählige Superstars gaben und geben dem Sport ein Gesicht. Hierbei spielen vor allem Fahrer wie Eddy Merckx, Miguel Indurain oder Lance Armstrong eine wichtige Rolle. Aber auch die Teams wie Sky, Telekom, Ineos oder Bora-hansgrohe konnten die Fans für sich gewinnen.
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Radsport beliebt bei Millionen Fans
Kaum eine Sportart ist mit so vielen Mythen verbunden wie der Radsport mit seinen zahlreichen Rennen, extremen Herausforderungen und dramatischen Geschichten. Wenn das Peloton bestimmte Orte während der Etappen kreuzt, werden Geschichten von Triumph, Niederlage, Schmerz und Heldentum wach. Vor allem die Tour de France steht für dieses Phänomen. Das wohl bedeutendste Radrennen der Welt lockt jeden Sommer 12 bis 15 Millionen Menschen an die Streckenränder in Frankreich. Die Fernsehsender sind live dabei, wenn die Fahrer den Col du Tourmalet in den Pyrenäen erklimmen, sich über die 21 Kehren von Alpe d'Huez quälen oder auf den Champs Elysées um den Etappensieg sprinten.
Übersicht Termine der wichtigsten Radrennen 2025
Neben der Tour de France zählen die dreiwöchigen Fahrten durch Spanien und Italien zu den prestigeträchtigsten Rennen im Radsport. Vor der Tour durch Frankreich findet traditionell der Giro d'Italia statt. Hier halten die Fans den Atem an, wenn das Peloton die 20 Prozent Steigung des Monte Zoncolan bezwingt, den Stilfser Joch überquert oder sich durch den langen Anstieg nach Blockhaus in den Abruzzen quält. Bei der Vuelta ist der Lagos de Covadonga mit seinen steilen Rampen in einer malerischen Landschaft zu einem legendären Anstieg geworden. Im Norden von Spanien befindet sich mit dem Angliru einer der härtesten Berge des Radsports.
Neben den drei großen Rundfahrten gibt es weitere wichtige Landesrundfahrten. Dazu gehören die Tour de Suisse in der Schweiz, die Tour Down Under in Australien oder Paris-Nizza in Frankreich. Hierzulande ist die Deutschland Tour das wichtigste Rennen mit mehreren Etappen, das seit 2005 eine Renaissance erlebt. Daneben gibt es wichtige Eintagesrennen im Radsportkalender, die häufig durch Belgien und die Niederlande führen. Die Königin der Klassiker ist Paris-Roubaix mit seinen Kopfsteinpflasterabschnitten rund um den Ahrenberger Wald. Aber auch die Flandern-Rundfahrt mit den steilen Anstiegen am Koppenberg und Paterberg, Mailand-Sanremo, Lüttich-Bastogne-Lüttich oder der Giro di Lombardia gelten als Monumente des Radsports.
Merckx, Hinault, Indurain: Legenden prägen den Radsport
Zahlreiche Fahrer haben sich im Laufe der Jahrzehnte aus dem Peloton heraus einen Namen gemacht und eine ganze Sportart geprägt. Viele dieser Radsportler, die zumeist aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Italien oder Spanien stammen, sind weltbekannt. Ein Beispiel ist Eddy Merckx aus Belgien. Er gewann in den 1970er Jahren fünfmal die Tour de France und errang darüber hinaus 34 Monumente des Radsports sowie zahlreiche Etappensiege. In den 1980er Jahren folgte Bernard Hinault aus Frankreich. Mit fünf Tour-Siegen und Titeln bei Giro und Vuelta war er ähnlich erfolgreich. Miguel Indurain aus Spanien dominierte die Tour de France zwischen 1991 und 1995 mit ebenfalls fünf Siegen.
Top 10 erfolgreichste Radrennfahrer im Straßenradsport
Der Amerikaner Lance Armstrong wurde mit sieben Siegen bei der Tour de France zur Ikone des Radsports. Seine Leistungen werden jedoch durch sein Dopinggeständnis überschattet, das ihn viele seiner Titel kostete. Weitere bekannte Namen im Radsport sind Chris Froome, Jacques Anquetil, Fausto Coppi oder Alejandro Valverde, die zu ihrer aktiven Zeit unzählige Fans hatten. Neben den großen Rundfahrern haben auch immer wieder Spezialisten auf sich aufmerksam gemacht. Die Bergfahrer Lucien van Impe, Richard Virenque und Marco Pantani sind ebenso gefeierte Sportler wie die Sprintstars Mark Cavendish, Mario Cipollini, Peter Sagan oder Tom Boonen. In der neuesten Zeit sorgen beispielsweise Tadej Pogacar oder Remco Evenepoel für Furore.
Deutsche Radsportler spielen im internationalen Vergleich eine eher untergeordnete Rolle. Über allem schwebt der Name Jan Ullrich, der bislang einzige deutsche Tour-de-France-Sieger. Im Jahr 1997 gelang dem Rostocker dieser prestigeträchtige Triumph, auch wenn seine Karriere stets von Dopingvorwürfen überschattet war. Ein weiterer deutscher Star war Tony Martin, der mit vier Weltmeistertiteln im Zeitfahren ein hohes Ansehen genoss. Eine ähnliche Rolle wie Martin spielte stets der international geschätzte Kämpfer Jens Voigt. Ansonsten war Deutschland für seine Sprinter bekannt. So holten Erik Zabel, Andre Greipel oder Marcel Kittel unzählige Etappensiege bei großen Rennen.
Telekom, Banesto, Festina: Unver-gessene Teams der Radsportgeschichte
Radrennen leben von der Zusammenarbeit in den Mannschaften. Seitdem das Namenssponsoring im Radsport gängig ist, verschaffte es den jeweiligen Unternehmen eine enorme Reichweite. Das französische Versicherungsunternehmen AG2R, die Rabobank aus den Niederlanden oder Quick-Step, ein Hersteller von Bodenbelägen aus Belgien, waren plötzlich jedem Sportfan ein Begriff. Viele Fans supporteten die einzelnen Teams und trugen die jeweiligen Radtrikots am Straßenrand während der Etappen. In den frühen Jahren dominierten zunächst nur noch Insidern bekannte Teams wie Team Gitane, Molteni mit Eddy Merckx oder La Vie Claire um Greg LeMond.
Anfang der 90er Jahre dominierte das Team Banesto mit Miguel Indurain. Es folgte die Zeit von U.S. Postal mit Lance Armstrong. Die Erfolge sind jedoch stark mit dem Thema Doping verbunden, welches erstmals bei Festina aufflog. Nach den zahlreichen Affären feierten Teams wie Movistar, Saxo Bank, Astana oder Rabobank vereinzelt Titel bei großen Rundfahrten, bevor das Team Sky die Dominanz übernahm. Die Briten, die heute unter dem Namen Ineos Grenadiers antreten, gewannen mit Fahrern wie Chris Froome und Geraint Thomas gleich mehrfach. Im heutigen Radsport führt auf den Etappen kein Weg an den Mannschaften Jumbo-Visma aus den Niederlanden oder UAE Team Emirates mit Tadej Pogacar vorbei, sodass immer wieder neue Akteure für Furore sorgen.
Auch deutsche Radsportfans kommen seit Mitte der 90er Jahre auf ihre Kosten. Allen voran sorgte das ehemalige Team Telekom für einen Hype. Der Bonner Telekommunikationsanbieter versammelte um die Jahrtausendwende alle namhaften deutschen Fahrer in seiner Mannschaft, die 1997 im Toursieg von Jan Ullrich gipfelte. Etwas kleiner waren die Teams Milram und Gerolsteiner. Alle genannten Teams hatten jedoch mit der Verwicklung in Dopingskandale zu kämpfen. Heute ist in Deutschland das Team Red Bull-Bora-hansgrohe das Maß aller Dinge. Allerdings kommen die besten Fahrer des Teams von Ralph Denk überwiegend aus dem Ausland.