Nach mehr als zwei Wochen sportlicher Wettkämpfe sind die Olympischen Spiele in Paris am Sonntagabend mit der großen Abschlussfeier zu Ende gegangen. Die deutsche Mannschaft erzielte dabei das schlechteste Ergebnis seit der Wiedervereinigung.
Dennoch gab es einige Athleten und Ereignisse, die aus dem Durchschnitt herausragten und dazu beitrugen mehr Goldmedaillen als in Tokio einzufahren. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum deutschen Olympia-Ergebnis.
Inhaltsverzeichnis
Wie viele Medaillen hat Deutschland bei den Olympischen Spielen gewonnen?
Am Ende der Olympischen Spiele standen insgesamt 33 Medaillen für die deutsche Mannschaft zu Buche. Diese verteilen sich auf 8 Bronzemedaillen, 13 Silbermedaillen und 12 Goldmedaillen. Im Vergleich zu den Olympischen Spielen in Tokio waren es vier Medaillen weniger für die deutsche Delegation.
Medaillenspiegel Olympische Spiele 2024
Allerdings gewann das Team in Fernost nur zehn Goldmedaillen, sodass die Bilanz in der höchsten Kategorie dieses Mal besser ausfiel. Im Medaillenspiegel bedeutete das Ergebnis den zehnten Platz unter den Nationen. Damit war Deutschland schwächer als die Niederlande und nur unwesentlich stärker als Neuseeland oder Usbekistan, die alle deutlich weniger Athletinnen und Athleten nach Paris geschickt hatten.
Welche Sportarten stachen heraus?
Auf die Pferde und den Reitsport war im deutschen Team Verlass. Fünf Medaillen, davon vier goldene, steuerten die Reiterinnen und Reiter bei. Ohne diese Ausbeute hätte das Team Deutschland im Medaillenspiegel nur Platz 14 belegt. Gleich doppelt erfolgreich war die Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl. Außerdem siegten Michael Jung in der Vielseitigkeit und Christian Kukuk im Springen.
Erfolgreichste deutsche Athleten bei Sommerspielen
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Auch die Kanuten waren mit vier Medaillen stark unterwegs. Max Lemke und Jacob Schopf dürfen sich wie von Bredow-Werndl Doppel-Olympiasieger nennen. Sie gewannen im Zweier und im Vierer über 500 Meter. Zudem scheinen die sonst so gescholtenen Schwimmerinnen und Schwimmer ihr Tief der letzten Spiele überwunden zu haben. Deutschland war in überraschend vielen Finals vertreten, wobei die Goldmedaille von Lukas Märtens über 400 Meter Freistil herausragt.
Wer waren die Überraschungen bei Olympia?
Zu den olympischen Momenten gehören die überraschenden Medaillengewinner, die vor den Spielen niemand auf der Rechnung hatte. Allen voran sind hier die 3×3-Basketballerinnen Svenja Brunckhorst, Sonja Greinacher, Marie Reichert und Elisa Mevius zu nennen, die sensationell Gold gewannen. Auch der Sieg von Yemisi Ogunleye – die einzige Goldmedaille für die deutsche Leichtathletik – hat einen ganz besonderen Stellenwert.
Herausragend war auch die Leistung der Triathlon-Mixed-Staffel, die in der Besetzung Tim Hellwig, Lisa Tertsch, Lasse Lührs und Laura Lindemann Gold holte. Etwas vorhersehbarer waren die Goldmedaillen von Oliver Zeidler im Ruder-Einer und Darja Varfolomeev in der Rhythmischen Sportgymnastik. Weitere deutsche Überraschungen waren die Silbermedaille von Esther Henseleit im Golf und die Bronzemedaillen von Nelvie Tiafack im Boxen sowie die 4 x 100-Meter-Staffel der Frauen mit Alexandra Burghardt, Lisa Mayer, Gina Lückenkemper, Rebekka Haase und Sophia Junk.
Wo enttäuschte das deutsche Team?
Während die deutsche Delegation mit dem Abschneiden in vielen Sportarten zufrieden sein kann, enttäuschten andere Sportlerinnen und Sportler völlig. Zu nennen sind hier die Fechter, die seit Jahren den Anschluss an die Weltspitze verloren haben. Auch der sonst so erfolgsverwöhnte Bund Deutscher Radfahrer musste sich mit weniger Medaillen als zuletzt begnügen.
Im Ringen, Segeln, Schießen, Tischtennis und Turnen gab es gar nichts Zählbares zu holen, obwohl Deutschland in diesen Sportarten in der Vergangenheit immer wieder Medaillen gewinnen konnte. Die Zahl der Wettbewerbe ohne deutschen Erfolg hat stark zugenommen, was zeigt, dass die Weltspitze den deutschen Athleten in der Breite teilweise enteilt ist.
Wie haben die Mannschaften abgeschnitten?
Positiv hervorzuheben sind die deutschen Mannschaften. In fast allen Sportarten erreichten die Mannschaftssportler mindestens das Viertelfinale. Besonders erfolgreich waren die deutschen Handballer, die sich erst im Finale den starken Dänen geschlagen geben mussten. Auch die deutschen Hockey-Herren gewannen nach der Finalniederlage gegen die Niederlande Silber.
Die gleiche Medaille ging an das Beachvolleyball-Duo Nils Ehlers und Clemens Wickler. Die Fußballfrauen um Trainer Horst Hrubesch holten Bronze. Etwas enttäuscht waren die sonst so starken Basketballer, die ihr Spiel um Bronze gegen Serbien verloren. Die Volleyballer und die Handballdamen konnten nach ihrem Ausscheiden von einer guten Leistung sprechen. Lediglich die Hockey-Damen hatten sich nach dem verlorenen Viertelfinale gegen Argentinien mehr erhofft.
„Das muss uns zu denken geben“
Dr. Olaf Tabor, Chef de Mission im Deutschen Haus in Paris, war mit dem Abschneiden von Team D nicht zufrieden: „Wir sind mit einem anderen Ziel in diese Spiele gestartet. Wir hatten viele vierte und fünfte Plätze. Das schmerzt, da haben wir die eine oder andere Medaille liegen gelassen. In den Niederlanden werden Medaillenpotenziale identifiziert und konsequent verfolgt. Das muss uns zu denken geben.“
„Wir schreiben Excel-Tabellen, die anderen trainieren. Und das kann es nicht sein.“
Jörg Bügner, Sportvorstand des Deutschen Leichtathletik-Verbandes
Der Sportvorstand des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Jörg Bügner, sagte: „Wir schreiben Excel-Tabellen, die anderen trainieren. Und das kann es nicht sein.“ Frank Ullrich, Vorsitzender des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, forderte: „Es müssen Prioritäten in der Spitzensportförderung gesetzt und vor allem klare und widerspruchsfreie Ziele formuliert werden.“