Die deutsche Handball-Nationalmannschaft sicherte sich am Sonntagabend in der Qualifikation zur Handball EM 2026 gegen die Türkei einen schwer erkämpften Sieg, der jedoch deutliche Schwächen offenbarte. Die Kulisse in Ankara war alles andere als freundlich. Am Todestag von Staatsgründer Kemal Atatürk sorgten die kostenlos in die Halle gekommenen Zuschauer für eine brodelnde Atmosphäre. Trotzdem begann das DHB-Team entschlossen und ließ nach einem frühen Torlauf aufblitzen, warum das Team als klarer Favorit in das Spiel gegangen war.
Bundestrainer Alfred Gislason musste auf wichtige Spieler wie Kapitän Johannes Golla (muskelbedingte Probleme) und Christoph Steinert (Mittelhandbruch) verzichten. So standen Joel Birlehm (Rhein-Neckar Löwen) und Max Beneke (Füchse Berlin) in der Aufstellung, blieben jedoch zunächst auf der Bank.
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Deutsche Abwehr zeigt sich gegen Türkei anfällig
In den ersten Minuten zeigte sich die deutsche Mannschaft defensiv fokussiert, und insbesondere Torwart Andreas Wolff glänzte mit wichtigen Paraden. Doch die Anfangsphase offenbarte bereits die Schwierigkeiten des Spiels: Bis das DHB-Team sein erstes Tor erzielte, vergingen fünf lange Minuten. Erst Justus Fischer brach das Eis. Kurz darauf führten weitere Treffer von Renars Uscins und Lukas Zerbe zur 6:2-Führung (11. Minute). Der spanische Trainer der Türken, Dani Gordo, zog prompt seine erste Auszeit. Doch auch danach blieb Deutschland tonangebend und baute die Führung auf 10:3 aus (15. Minute).
Handball EM-Qualifikation 2026 – Gruppe 7
SP | S | U | N | TORE | DIFF. | PUNKTE | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Deutschland | 2 | 2 | 0 | 0 | 71:55 | 16 | 4 |
Österreich | 2 | 1 | 1 | 0 | 60:57 | 3 | 3 |
Schweiz | 2 | 0 | 1 | 1 | 55:64 | -9 | 1 |
Türkei | 2 | 0 | 0 | 2 | 57:67 | -10 | 0 |
Statt anschließend die Kontrolle zu bewahren und das Spiel weiter zu dominieren, schlichen sich Ungenauigkeiten ein. Vor allem die deutsche Abwehr wackelte. Die Türkei, von den Fans lautstark angetrieben, nutzte dies konsequent aus und setzte die Gäste unter Druck. Schnelle Gegenstöße und mutige Aktionen der Türken brachten das DHB-Team immer wieder in Schwierigkeiten, und die deutsche Führung schmolz bis auf ein 14:10 (24. Minute). Bundestrainer Alfred Gislason war sichtlich unzufrieden und nahm eine Auszeit, um seine Spieler wachzurütteln. Diese Unterbrechung zeigte zunächst Wirkung, und ein Doppelschlag verschaffte Deutschland wieder Luft. Doch trotz einiger schöner Offensivaktionen blieb die deutsche Defensive anfällig. Dank einiger schneller und sehenswerter Abschlüsse konnte das DHB-Team die Führung aber bis zum 20:14-Halbzeitstand behaupten.
Deutschland mit vier Punkten an der Tabellenspitze
Nach der Halbzeitpause begann Deutschland erneut stark und stellte die Führung mit einem Tor von Sebastian Heymann auf sieben Treffer Abstand. Doch wie schon im ersten Durchgang waren diese Lichtblicke nicht von Dauer. Erneut kamen die Türken bis auf 21:17 (36. Minute) heran. Das DHB-Team verlor zeitweise die Kontrolle, und als Enis Hacioglu den Ball per Gegenstoß zum 24:21 (42. Minute) ins Netz setzte, war die Spannung in der Halle fast greifbar. Gislason reagierte erneut energisch und forderte seine Spieler zur Konzentration auf.
„Wir haben uns schon in der ersten Halbzeit viele technische Fehler geleistet und nach der Pause einen dummen Fehler nach dem anderen gemacht. Damit wecken wir die Halle und die türkische Mannschaft. Das darf nicht passieren.“
Bundestrainer Alfred Gislason
Nun folgten wichtige Wechsel: Joel Birlehm und Lukas Stutzke kamen aufs Spielfeld und brachten frischen Wind ins Team. Trotz der hitzigen Stimmung in der Halle gelang es dem DHB-Team, den Fokus zurückzugewinnen. Justus Fischer erzielte das wichtige Tor zum 28:23 (46. Minute), das Deutschland etwas Stabilität verschaffte. Zwar kamen die Gastgeber zwischenzeitlich noch einmal bis auf drei Tore heran, doch entscheidende Doppelschläge und das letzte Timeout von Dani Gordo konnten den DHB-Lauf nicht mehr stoppen. Am Ende hieß es 39:26 für das deutsche Team. Mit diesem Sieg führt Deutschland nun die Tabelle seiner EM- Qualifikationsgruppe mit einer makellosen Bilanz von 4:0 Punkten an. Unter dem Strich zeigte das Spiel aber auch: Wenn das DHB-Team bei den kommenden Turnieren eine Spitzenrolle spielen will, muss es an der Konstanz und an der Abstimmung in der Defensive arbeiten.