Für die deutsche Handball-Nationalmannschaft der Männer stand im Viertelfinale des olympischen Turniers ein absoluter Höhepunkt auf dem Programm. Das Team von Bundestrainer Alfred Gislason traf in der Runde der letzten Acht auf Gastgeber Frankreich. In einem an Dramatik kaum zu überbietenden Spiel setzte sich die DHB-Auswahl nach zweimaliger Verlängerung mit 35:34 durch. Im olympischen Halbfinale warten nun die Spanier. Diese gewannen am Mittag in einem ebenfalls engen Spiel gegen den Afrikameister aus Ägypten mit 29:28 nach Verlängerung.
Die DHB-Auswahl hat es ihren Kollegen im Basketball und Hockey nachgemacht und spielt in Paris um die olympischen Medaillen. Damit setzte die deutsche Mannschaft ihre Siegesserie fort und blieb auch vor der unglaublichen Kulisse von 14.000 frenetischen Franzosen in Lille die erfolgreichere Mannschaft. Deutschland war nach starken Siegen gegen Schweden und Spanien in der Vorrunde als Gruppensieger in die Runde der letzten acht Mannschaften eingezogen. Frankreich tat sich dagegen schwer und erreichte nur als viertbestes Team seiner Gruppe das Viertelfinale.
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Frankreich in der ersten Halbzeit des Handball-Klassikers stärker
Die deutsche Mannschaft um Spielmacher Juri Knorr war zunächst gut im Spiel und führte in der fünften Minute noch mit 4:2. Doch Frankreichs Torhüter Vincent Gerard wurde im Anschluss immer stärker und half seinem Team, das Spiel zu drehen. Auch der französische Starspieler Dika Mem traf in der ersten Halbzeit nach Belieben. So lag Frankreich zur Halbzeit mit 20:17 in Führung. Da die deutsche Abwehr keinen Zugriff hatte, nahm Alfred Gislason früh seinen Keeper Andreas Wolff aus dem Kasten. Der überragende deutsche Rückraumspieler Renars Uscins hielt sein Team noch in Schlagdistanz für den zweiten Durchgang.
Handball Olympiasieger Herren seit 1992
(GUS + Georgien) |
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Deutschland steigerte sich nach und nach vor allem in der Abwehr und glich gut zehn Minuten vor Schluss zum 25:25 aus. Da Gerard aber weiterhin stark hielt, lag Deutschland kurz vor Schluss mit zwei Toren zurück. Doch die DHB-Auswahl zeigte Willen und Leidenschaft. Eine Sekunde vor Schluss gelang das 29:29, das die Verlängerung bedeutete. Auch hier war Frankreich zunächst das bessere Team. In Unterzahl erkämpften sich die Deutschen mit der Schlusssirene einen letzten Siebenmeter, den Uscins sicher verwandelte.
Deutschland trifft im Halbfinale bei Olympia auf Spanien
Durch das Unentschieden kam es zu einer zweiten Verlängerung. In dieser schlug das Pendel erstmals in Richtung der deutschen Mannschaft um Kapitän und Kreisläufer Johannes Golla aus. Sekunden vor Ende der Partie traf erneut Uscins zum 35:34, die Franzosen hatten noch einen letzten Angriff. Diesen parierte der starke deutsche Torhüter David Späth und ließ die Halle in Lille verstummen. Die DHB-Auswahl feierte den Sieg ausgiebig, nachdem die starken dänischen Schiedsrichter nach Ansicht der Videobilder keine Einwände mehr an der letzten Abwehraktion hatten.
„Nach der Pause, auch nachdem wir fünf Tore zurücklagen, wurde die Abwehr immer stärker und vorne haben die Jungs super gespielt. Renars Uscins war überragend.“
Bundestrainer Alfred Gislason
Am Ende konnte sich Deutschland bei Renars Uscins bedanken. Der erst 22-Jährige von der TSV Hannover-Burgdorf erzielte 14 Treffer und hatte damit maßgeblichen Anteil am Einzug ins Halbfinale, in dem Spanien wartet. Gegen die Iberer hatte Deutschland bereits in der Vorrunde mit 33:31 gewonnen, sodass in der Runde der letzten Vier alles möglich ist. Bundestrainer Gislason zeigte sich im ZDF-Interview zufrieden: „Insgesamt war unsere Mannschaft phänomenal. Wir wussten, dass die Franzosen anfangs mit unwahrscheinlichem Druck kommen würden. Aber nach der Pause, auch nachdem wir fünf Tore zurücklagen, wurde die Abwehr immer stärker und vorne haben die Jungs super gespielt. Renars Uscins war überragend.“