Als Alfred Gislason im Februar 2020 als neuer Bundestrainer der Handball-Nationalmannschaft vorgestellt wurde, war die Euphorie um den verdienten Coach und siebenmaligen deutschen Meister groß. Doch mehr als drei Jahre später ist der Isländer in der Bundesliga nicht mehr unumstritten.
Wie der „Spiegel“ im Mai berichtete, scheint sich eine Front gegen Gislason zu formieren. Vor allem Karsten Günther, Geschäftsführer der DHfK Leipzig, kritisierte den Bundestrainer öffentlich. Auslöser waren die schwachen Testspiele gegen Dänemark und Schweden, die einen Klassenunterschied zwischen Deutschland und den skandinavischen Teams offenbarten. Auch Bob Hanning, Geschäftsführer der Füchse Berlin, soll zu den größten Kritikern des Isländers gehören.
Liga-Boss Bohmann mahnt Dialog an
Dass die Personalie Gislason laut „Spiegel“ die Liga spalte, wollte Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann nicht bestätigen. Vielmehr kritisierte der Geschäftsführer seine Klubchefs, weil die Personalie des Bundestrainers nicht Sache der HBL sei. Bohmann: „Natürlich gibt es in der Liga eine Unzufriedenheit wegen der Matches, aber es gibt mitnichten eine gespaltene Liga. Wir tun gut daran, diesen Dialog fortzusetzen und nicht halbgare Lösungen über den Spiegel zu diskutieren“.
„Es gibt mitnichten eine gespaltene Liga.“
HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann
Karsten Günther von der DHfK Leipzig hat inzwischen mit Gislason gesprochen: „Wir hatten ein gutes Gespräch. Zwischen mir und Alfred ist alles geklärt. Er wird bis zur Heim-EM die maximale Unterstützung erhalten.“
Bilanz des Bundestrainers eher durchwachsen
Gislason selbst störte sich nicht an der Kritik: „Jeder kann seine Meinung über mich und meine Arbeit haben. Das juckt mich überhaupt nicht.“ Die Bilanz des Isländers seit seinem Amtsantritt ist jedoch nicht berauschend.
„Jeder kann seine Meinung über mich und meine Arbeit haben. Das juckt mich überhaupt nicht.“
Bundestrainer Alfred Gislason
Bei der WM 2021 konnte sich Deutschland nicht für das Viertelfinale qualifizieren und belegte am Ende den zwölften Platz. Während der Olympischen Spiele 2021 schied das DHB-Team im ersten K.O.-Spiel gegen Ägypten aus. In der Zwischenrunde war bei den Europameisterschaften 2022 Schluss, am Ende wurde es der siebte Platz.
Gelungener verlief hingegen die Weltmeisterschaft 2023, als im Viertelfinale Endstation war. Das spätere Spiel um Platz 5 wurde gewonnen. Somit erreichte Deutschland unter Gislason kein wichtiges Halbfinale.