Für die deutsche Handball-Nationalmannschaft stand am Freitag in der Kölner Lanxess Arena das größte Spiel der vergangenen Jahre an. Zuletzt hatte die DHB-Auswahl 2019 die Vorschlussrunde eines großen Turniers erreicht. Damals unterlag sie im Halbfinale der Weltmeisterschaft in Hamburg Norwegen. Bei der diesjährigen Europameisterschaft im eigenen Land war der Einzug ins Halbfinale das große Ziel, das die Mannschaft mit Platz zwei in der Hauptrunde bereits erreicht hatte. Im Spiel gegen Weltmeister Dänemark konnte das Team um Kapitän Johannes Golla daher befreit aufspielen.
Bundestrainer Alfred Gislason forderte im Vorfeld der Partie von seinem Team „die beste Leistung der letzten Jahrzehnte“. Die Dänen um ihre Superstars Mikkel Hansen, Mathias Gidsel oder Emil Nielsen gingen als klarer Favorit in die Partie. Bei den deutschen Nationalspielern war die Euphorie groß. Rune Dahmke sagte: „Wenn du irgendwo eine Chance auf ein Wunder hast, dann in Köln.“ Kapitän Golla ergänzte: „Wir wollen diesen Traum hier vergolden.“ Philipp Weber gab sich angriffslustig: „Die sollen erstmal zeigen, wie gut sie sind.“
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Deutschland in der ersten Hälfte besser als der Weltmeister
Gislason startete die Mission Finaleinzug mit folgender Startformation: Andreas Wolff im Tor, Rune Dahmke und Lukas Zerbe auf den Außenpositionen, Renars Uscins, Julian Köster und Juri Knorr im Rückraum sowie Kapitän Johannes Golla als Kreisspieler. Timo Kastening pausierte krankheitsbedingt und Kai Häfner musste kurz vor Spielbeginn aus privaten Gründen absagen. Vom Anpfiff weg entwickelte sich ein Kampf um jedes Tor, in dem sich die deutsche Abwehr gegen die dänischen Weltstars hellwach zeigte.
Das Finalwochenende der Handball EM 2024
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In der Anfangsphase lag die deutsche Mannschaft lange Zeit in Führung. Zerbe frei von außen und Knorr per Siebenmeter vergaben weitere klarste Chancen und verpassten so eine höhere Führung für die DHB-Auswahl. Eine Schwächung erfuhr der deutsche Angriff, nachdem Heymann früh seine zweite persönliche Zeitstrafe kassierte und fortan aufpassen musste. Drei Minuten vor dem Ende der ersten Hälfte führte das Team von Alfred Gislason bereits mit drei Toren (13:10). Zwei Treffer von Linksaußen Emil Jakobsen hielten die Skandinavier im Spiel, sodass es mit 14:12 in die Pause ging.
Dänischer Torhüter Nielsen lässt deutsches Team verzweifeln
Im zweiten Durchgang wechselten die Dänen den Torhüter, Emil Nielsen vom FC Barcelona rückte zwischen die Pfosten und avancierte zum Matchwinner. Nielsen kam am Ende auf eine Fangquote von 42 Prozent und brachte den deutschen Angriff ein ums andere Mal zur Verzweiflung. Bis zum 17:17 hielt die DHB-Auswahl gut mit, bekam aber zunehmend Probleme mit dem siebten Feldspieler der Dänen. In Überzahl fand der Weltmeister im Angriff immer wieder Kreisläufer Simon Hald Jensen, der bei vier Versuchen vier Tore erzielte.
„Es war ein wirklich tolles Spiel in einer faszinierenden Atmosphäre. Deutschland hat wirklich gut gespielt, sie haben in der ersten Halbzeit viel Intensität gezeigt und wir haben auch ein paar Schüsse verfehlt. Aber unsere zweite Hälfte war viel besser, vor allem in der Abwehr, und wir konnten mit viel mehr Rhythmus spielen, was uns viel besser liegt.“
Dänemarks Nationaltorhüter Emil Nielsen
Es waren nicht die Einzelleistungen der Stars Mathias Gidsel, Mikkel Hansen oder Simon Pytlick, die bei den Dänen heute den Unterschied ausmachten. Vielmehr spielte das Team von Nikolaj Bredahl Jacobsen in den entscheidenden Phasen einfach cleverer und mit mehr spielerischen Lösungen als die DHB-Auswahl. Die 26:21-Führung der Dänen war zu viel für das junge deutsche Team. Zwar gelang beim 25:28 noch einmal der Anschluss, doch am Ende war die Zeit abgelaufen.
Sieg im Spiel um Platz 3 würde direkte Olympia-Qualifikation bedeuten
Das 29:26 für Dänemark war aufgrund der deutlich besseren zweiten Halbzeit verdient, aber die deutsche Mannschaft konnte stolz auf ihre Leistung sein. Der Weltmeister und große Favorit wurde von den Mannen von Bundestrainer Alfred Gislason vor große Probleme gestellt. Der Isländer nach dem Spiel: „Ich bin sehr stolz auf Jungs, sie haben eine phänomenale erste Halbzeit geliefert. In der zweiten Halbzeit haben wir zu viel verworfen. Letztendlich hat sich die Routine der Dänen durchgesetzt, sie sind die beste Mannschaft der Welt.“
„Ich bin sehr stolz auf Jungs, sie haben eine phänomenale erste Halbzeit geliefert. In der zweiten Halbzeit haben wir zu viel verworfen. Letztendlich hat sich die Routine der Dänen durchgesetzt, sie sind die beste Mannschaft der Welt.“
Bundestrainer Alfred Gislason
Deutschland steht im Spiel um Platz 3, das für die DHB-Auswahl noch von großer Bedeutung ist. Ein Sieg würde die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele im Sommer in Paris bedeuten. Uscins blickte deshalb schon nach vorne: „Am Ende ist es schade. Aber wir müssen es abhaken und übermorgen geht es weiter mit neuen Zielen.“ Auf Dänemark wartet am Sonntag das große Spiel gegen Rekordweltmeister Frankreich. Es ist das Finale, das viele Experten im Vorfeld der EM erwartet hatten, und so dürfen sich auch viele neutrale Fans auf ein tolles Handballspiel in einer ausverkauften Kölner Lanxess Arena freuen.
Die Highlights des Spiels im Video
Aufstellung und Tore
Dänemark: N. Landin, E. Nielsen; M. Hansen (5), E. M. Jakobsen (5), Pytlick (5), Gidsel (4), Hald (4), Kirkelökke (3), M. Landin (2), Lauge Schmidt (1), M. Damgaard, Jörgensen, Larsen, Lindberg, Möllgaard Jensen, Saugstrup Jensen
Deutschland: Späth, Wolff; Uscins (5), Knorr (4), Dahmke (3), Golla (3), Heymann (3), Köster (2), Steinert (2), Weber (2), Kohlbacher (1), Zerbe (1), Fischer, Hanne, Lichtlein, Mertens