Nach der Halbfinalniederlage der DHB-Auswahl gegen Dänemark war die Heim-Europameisterschaft noch nicht zu Ende. Für das Team von Alfred Gislason stand am Sonntag in der Kölner Lanxess Arena das Spiel um Platz 3 auf dem Programm. Dabei ging es keineswegs „nur“ um Bronze, sondern um die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele im kommenden Sommer. Da die EM-Finalisten Dänemark und Frankreich als Weltmeister bzw. Gastgeber bereits qualifiziert sind, rückt der Sieger des Spiels um Platz 3 automatisch nach. Gegner war heute Schweden.
Die Skandinavier verloren ihr Halbfinale knapp gegen die favorisierten Franzosen. Nach einem Auf und Ab in der regulären Spielzeit ging es in die Verlängerung, in der sich Frankreich durchsetzen konnte. Schweden legte sogar Protest gegen die Wertung des Halbfinales ein, scheiterte aber. Auf den Gegner angesprochen, sagte der deutsche Linksaußen Rune Dahmke: „Es ist gar nicht so unterschiedlich wie gegen Dänemark, sie haben einen ähnlichen Spielstil. Wir müssen voll über den Kampf kommen.“
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Schweden zur Halbzeit mit sechs Toren vorne
Gislason vertraute auf die bewährte Startformation der Deutschen. Die Begegnung begann spektakulär, denn Andreas Wolff parierte einen Tempogegenstoß und auch Andreas Palicka im Tor der Schweden zeigte gleich zwei starke Paraden. Den ersten deutschen Treffer erzielte Timo Kastening per Siebenmeter nach einem Foul an Kapitän Johannes Golla. In der Folge wollte Spielmacher Juri Knorr Verantwortung zeigen, scheiterte aber gleich mehrfach an Palicka, sodass Schweden sich erstmals etwas deutlicher absetzen konnte (4:7), was Gislason zu einer Auszeit zwang.
Das Finalwochenende der Handball EM 2024
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Mitte der ersten Halbzeit, beim Stand von 9:6 für Schweden, rückte der Handball zunächst in den Hintergrund. Auf der Tribüne hatte sich ein medizinischer Notfall ereignet, der zu einer Spielunterbrechung führte. Glücklicherweise konnten die herbeigeeilten Mannschaftsärzte schnell Entwarnung geben. In der Folge scheiterte der deutsche Angriff immer wieder an Palicka, der eine Fangquote von fast 70 Prozent vorweisen konnte. Schweden gelang ein 5:1-Lauf zum 14:7, der bereits eine erste Vorentscheidung bedeutete. Der Halbzeitstand von 18:12 klang nur wenig versöhnlicher.
Deutschland im Angriff erneut mit zu vielen Fehlern
In der zweiten Halbzeit war Deutschland gefordert, die schwedische Abwehr vor mehr Probleme zu stellen. Zu oft versuchte es die DHB-Auswahl vor den Augen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier aus der zweiten Reihe und erspielte sich keine guten Chancen. Der Durchgang begann mit einer Parade von Andreas Wolff, der ins deutsche Tor zurückgekehrt war, und einem Treffer von Renars Uscins, der eine starke zweite Halbzeit spielen sollte. Per Tempogegenstoß erzielte Juri Knorr mit seinem ersten Treffer im fünften Versuch das 18:22 in der 40. Minute.
„Wenn man bei einem Heimwettbewerb das Halbfinale erreicht, denkt man natürlich, dass man den Titel gewinnen kann. Daher ist es bitter, dass wir die letzten beiden Spiele verlieren und mit leeren Händen nach Hause gehen. In den letzten beiden Spielen haben wir zweimal sehr gute Halbzeiten gespielt, es aber nicht geschafft, unsere Leistung über 60 Minuten auf hohem Niveau zu halten. Das Gesamtgefühl im Moment ist definitiv Bitterkeit.“
Deutschlands Nationalspieler Kai Häfner
Gerade als das DHB-Team auf zwei Tore hätte verkürzen können, leistete man sich im Angriff erneut Unaufmerksamkeiten, die Schweden zu ihrem Tempospiel einluden. Zudem erzielte Spielmacher Felix Claar vom SC Magdeburg wichtige Treffer aus dem Rückraum (27:23). Doch das Team von Alfred Gislason kämpfte sich zurück ins Spiel. Beim 30:29 war die Partie für kurze Zeit wieder völlig offen. Doch wieder war es Palicka, der alle deutschen Hoffnungen zunichte machte. Am Ende gewannen die Skandinavier die Partie mit 34:31.
Olympia-Teilnahme noch über Qualifikationsturnier möglich
Das Team des norwegischen Cheftrainers Glenn Solberg qualifiziert sich damit für die Olympischen Spiele im Sommer. Für die DHB-Auswahl ist der Weg nach Paris aber noch nicht versperrt. Das Team darf an einem der Qualifikationsturniere teilnehmen und trifft dann auf Kroatien, Österreich und Algerien. Zwei der vier Nationen erhalten ein Ticket für das olympische Turnier. Die meisten deutschen Nationalspieler sind jedoch bereits am kommenden Wochenende mit ihren Clubmannschaften wieder gefordert, wenn das Viertelfinale des DHB-Pokals ansteht.
„Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass wir mit dieser Bronzemedaille rundum zufrieden sind. Wenn man im Halbfinale steht, denkt man nur an eines und das ist nicht die Bronzemedaille. Das Leben kann brutal sein, wir haben am Freitag einen schweren Schlag erlitten, aber wir konnten es vergessen und zurückkommen. Es ist immer noch großartig, eine Medaille zu gewinnen.“
Schwedens Nationalspieler Hampus Wanne
Im Anschluss an die Partie zeigte sich Kapitän Johannes Golla unzufrieden: Der vierte Platz ist sehr undankbar. Wir haben alles auf dem Spielfeld gelassen, aber am Ende hat es nicht gereicht. Deshalb ist die Enttäuschung groß.“ Trainer Alfred Gislason sagte: „Wir haben in der ersten Halbzeit sehr schlecht geworfen. Der Kampfgeist im zweiten Durchgang war richtig gut, da waren wir mehrere Male dran.“ Zu einer möglichen Vertragsverlängerung sagte der Isländer, dass er „große Lust hätte“ sein junges Team weiterzuentwickeln.
Die Highlights des Spiels im Video
Aufstellung und Tore
Schweden: Palicka, Thulin; Claar (8), Karlsson (7), Carlsbogard (3), Gottfridsson (3), Lagergren (3), Wanne (3), Bergendahl (2), Sandell (2), Darj (1), Nilsson (1), Pellas (1), Johansson, D. Pettersson, Wallinius
Deutschland: Späth, Wolff; Uscins (8), Golla (4), Mertens (4), Knorr (3), Köster (3), Kastening (2), Kohlbacher (2), Steinert (2), Weber (2), Häfner (1), Dahmke, Fischer, Heymann, Lichtlein