Seit 1971 gibt es unter dem Dach der UEFA einen Wettbewerb für europäische Vereinsmannschaften, der unterhalb der Champions League angesiedelt ist. Die Europa League, die bis 2009 UEFA-Cup hieß, gilt unter Traditionalisten als Urform des Europapokals. Das liegt daran, dass unterhalb der Champions League mehr Vereine aus europäischen Ländern spielen, die sonst nicht so im Rampenlicht stehen. Dadurch greifen die Gesetze des Pokals stärker als in der Königsklasse und die Variationsbreite der kulturellen Eigenheiten der Vereine ist größer. Im UEFA-Pokal und in der Europa League konnten deutsche Vereine in den letzten Jahrzehnten einige Erfolgsgeschichten schreiben.
Die Europa League war bis zu ihrer Reform im Jahr 2009 fast vierzig Jahre lang als UEFA-Pokal fester Bestandteil des europäischen Fußballs und wird teilweise noch heute von Fans mit ihrem alten Namen betitelt. Der Wettbewerb ging 1971 aus dem bis dahin privat ausgetragenen Messepokal hervor und ermöglichte es europäischen Mannschaften, am Europapokal teilzunehmen, ohne nationaler Titelträger zu werden und somit in der Champions League oder im Wettbewerb der Pokalsieger anzutreten. Erstmals trug sich der englische Vertreter Tottenham Hotspurs in die Siegerliste des Wettbewerbs ein.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zunächst Dominanz des europäischen Nordens im UEFA-Pokal
- 2 Auf Beckenbauers Bayern folgen die Schalker Eurofighter
- 3 FC Sevilla krönt sich zum Rekordmeister
- 4 Gemeinsame Gruppe: Spielmodus der Europa League 2023/2024 angepasst
- 5 Rekorde der UEFA Europa League
- 6 Übertragender Sender, der Pokal und die Hymne der UEFA Europa League
Zunächst Dominanz des europäischen Nordens im UEFA-Pokal
Über viele Jahre war der UEFA-Pokal zunächst fest in der Hand der Länder nördlich der Alpen. So gewann zwischen 1971 und 1984 nur 1977 mit Juventus Turin ein Verein aus dem Süden Europas den Wettbewerb. Dreimal ging der Pokal in diesen Jahren nach Deutschland. 1975 und 1979 gewann Borussia Mönchengladbach mit Spielern wie Berti Vogts, Allan Simonsen und Jupp Heynckes. Nach dem zweiten Titel der Gladbacher blieb der Pokal in Deutschland und ging 1980 an die Frankfurter Eintracht, die unter Trainer Friedel Rausch mit Spielern wie Bernd Hölzenbein und Bum-kun Cha die Fohlenelf im Finale besiegte.
In den Jahren 1985 und 1986 konnte Real Madrid als erste Mannschaft den Titel im UEFA-Pokal verteidigen. Gegner im Finale waren Videoton SC aus dem ungarischen Szekesfehervar und der 1. FC Köln. Es folgten Siege von IFK Göteborg und der erste Titel von Bayer 04 Leverkusen 1988 unter Trainer Erich Ribbeck. In den 1990er Jahren war der UFEA-Pokal fest in italienischer Hand. Der SSC Neapel, zweimal Juventus Turin, zweimal Inter Mailand und der AC Parma trugen sich in die Siegerliste ein, unterbrochen von Ajax Amsterdam im Jahr 1992.
Auf Beckenbauers Bayern folgen die Schalker Eurofighter
1996 qualifizierte sich der FC Bayern München für den UEFA-Pokal und gewann mit einem überragenden Jürgen Klinsmann im Sturm unter Franz Beckenbauer den Pokal gegen den von Gernot Roth trainierten FC Girondins Bordeaux. Ein Jahr später schlug die Stunde der berühmten Schalker Eurofighter um Olaf Thon, Marc Wilmots oder Jens Lehmann. Diese machten unter dem späteren Jahrhunderttrainer Huub Stevens ein bis dahin kaum gekanntes Märchen wahr. Im Elfmeterschießen besiegte man das Starensemble von Inter Mailand.
Nach der Jahrtausendwende gewannen auch Vereine den UEFA-Pokal, die bis dahin weniger in Erscheinung getreten waren. Im Jahr 2000 ging der Pott erstmals in die Türkei zu Galatasaray Istanbul. Es war das zweite Finale, das auf neutralem Platz ausgetragen wurde. Im Jahr 2003 holte sich mit dem FC Porto erstmals ein portugiesischer Verein den Pokal. Zwei Jahre später trug sich mit ZSKA Moskau ein russischer Verein in die Siegerliste ein. 2009 konnte Schachtjor Donezk gegen Werder Bremen erstmals einen Europapokal in die Ukraine holen.
FC Sevilla krönt sich zum Rekordmeister
Bereits in den Jahren 2005 und 2006 spielte sich eine spanische Mannschaft aus der zweiten Reihe in den Vordergrund. Der FC Sevilla gewann mit Spielern wie Frédéric Kanoute, Dani Alves oder Jesus Navas den UEFA-Pokal. In der Saison 2008/2009 wurde der Wettbewerb reformiert und in UEFA Europa League umbenannt. Der bisherige UI-Cup fand eine Integration in die Qualifikation zur Europa League. Zudem wurde die höherklassige Champions League mit dem bisherigen UEFA-Pokal verzahnt, wodurch ein Abstieg innerhalb der Saison möglich wurde.
Sieger der UEFA Europa League seit 2015
Unter dem neuen Namen wurde der Pokal zunächst zweimal von Atlético Madrid gewonnen, ehe der FC Sevilla seine unglaubliche Siegesserie fortsetzte. Zwischen 2014 und 2016 ging der Pokal drei Spielzeiten in Folge nach Andalusien. Mit insgesamt sieben Siegen sind die Spanier die erfolgreichste Mannschaft des Wettbewerbs. Der letzte deutsche Sieg datiert aus dem Jahr 2022, als Eintracht Frankfurt die europäische Reise antrat und ausgerechnet in Sevilla gegen die Glasgow Rangers im Elfmeterschießen den Titel an den Main holte.
Gemeinsame Gruppe: Spielmodus der Europa League 2023/2024 angepasst
Wie die Champions League hat auch die UEFA Europa League für die Saison 2023/2024 einen neuen Modus erhalten. Seitdem spielen alle qualifizierten Mannschaften in einer gemeinsamen Gruppe. Die 36 Teams müssen in der Ligaphase acht Mal gegen acht verschiedene Mannschaften antreten, wobei vier Heim- und vier Auswärtsspiele auf dem Programm stehen. Nach Abschluss aller Spiele sind die ersten acht Mannschaften direkt für das Achtelfinale qualifiziert. Die Plätze 9 bis 24 spielen in einer Playoff-Runde untereinander weitere acht Mannschaften für die nächste Runde aus. Die Mannschaften auf den letzten zwölf Plätzen scheiden aus der Europa League aus. Es folgt die K.O.-Phase bis zum Finale, das in einem neutralen Stadion ausgetragen wird.
Rekorde der UEFA Europa League
Zusammen mit dem UEFA-Pokal kann die Europa League auf eine über 50-jährige Geschichte zurückblicken, in der sich viele Vereine und Persönlichkeiten in den Vordergrund gespielt haben. Rekordgewinner mit sieben Titeln ist, wie bereits erwähnt, der FC Sevilla. Dahinter folgen vier Vereine, die den Wettbewerb dreimal für sich entscheiden konnten: Inter Mailand, Juventus Turin, FC Liverpool und Atlético Madrid. Bei den Nationen kamen 14 Titelträger aus Spanien, zehn aus Italien und neun aus England. Deutsche Vereine gewannen die Europa League bzw. den Vorgängerwettbewerb sieben Mal. Je einmal ging der Pokal nach Belgien, in die Türkei und in die Ukraine.
Rekordspieler der Europa League ist Guiseppe Bergomi mit 96 Einsätzen. Der Innenverteidiger bestritt alle Spiele für Inter Mailand und gewann drei Titel. Rekordtitelträger unter den Spielern ist Jose Antonio Reyes, der die Europa League fünfmal mit Atlético Madrid und dem FC Sevilla gewann. Als Trainer hält Unai Emery den Rekord mit vier Titeln. Der historisch gesehen beste Torschütze des Wettbewerbs ist der Gabuner Pierre-Emerick Aubameyang mit insgesamt 33 Treffern, wobei seine zehn Tore für Olympique Marseille in der Saison 2023/24 herausragen. Dahinter liegt der Schwede Henrik Larsson mit 31 Treffern, gefolgt von Klaas-Jan Huntelaar und Falcao auf dem geteilten dritten Platz. Letzterer hält auch den Rekord für die meisten Tore in einer Saison (17 Treffer).
Übertragender Sender, der Pokal und die Hymne der UEFA Europa League
Die Europa League hat in ihrer Geschichte mehrfach den Sendeplatz im deutschen Fernsehen gewechselt. Aktuell ist RTL seit 2021 der übertragende Sender. Die Kölner besitzen die Rechte bis 2027 und übertragen in der Regel ein Spiel pro Spieltag im Free-TV. Alle Begegnungen werden zudem im kostenpflichtigen Stream von RTL+ gezeigt.
Die Europa League wird traditionell an einem Donnerstag angepfiffen. Die Spiele beginnen in der Regel um 18:45 Uhr oder um 21:00 Uhr. Der Sieger des Wettbewerbs erhält die seit 1972 existierende Trophäe, die mit ihren 15 Kilogramm auf einem Sockel aus gelbem Marmor thront. Wie die Königsklasse verfügt auch die Europa League seit 2009 über eine eigene Hymne, die für die Saison 2015/2016 erneuert wurde.