Nach mehreren Krankheitsmonaten ist Trainerlegende Sven-Göran Eriksson am Montag seinem Krebsleiden erlegen. Bereits im Januar hatte der Schwede öffentlich gemacht, dass er unheilbar an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt sei und nur noch maximal ein Jahr zu leben habe. Eriksson starb im Alter von 76 Jahren im Kreise seiner Familie. Fast vierzig Jahre lang hatte er in verschiedenen Ländern an der Seitenlinie gestanden und zahlreiche Titel und Erfolge errungen. Der Mann aus Torsby, der selbst nie ein erfolgreicher Spieler war, betreute auch mehrere Nationalmannschaften und kann als Weltenbummler des Fußballs bezeichnet werden.
Nur zwei Tage nach dem Tod von Christoph Daum, der die Medien beherrschte, erlag eine weitere Trainerlegende ihrem Krebsleiden. Sven-Göran Eriksson wurde 1948 in der schwedischen Provinz Värmlands in der Kleinstadt Torsby geboren, wo er viele Jahre selbst Fußball spielte. Es folgten weitere Stationen in Schweden, doch der große Durchbruch gelang dem Abwehrspieler nie. Das lag auch an einer Knieverletzung, die Eriksson im Alter von nur 27 Jahren zum vorzeitigen Karriereende zwang. Das schnelle Ende der aktiven Laufbahn begünstigte jedoch den Einstieg in die Trainerlaufbahn, die steile Ausmaße annehmen sollte.
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UEFA Pokal-Sieg 1982 mit IFK Göteborg gegen den HSV
Bereits bei seiner ersten Trainerstation bei Degerfors IF gelang Eriksson der Aufstieg von der dritten in die zweite schwedische Liga. Er war hauptberuflich als Lehrer in Karlskoga tätig, beendete diese Tätigkeit aber nach seinem Wechsel zum Spitzenklub IFK Göteborg, der sich in den 1970er Jahren in einer Krise befand. Mit Eriksson an der Seitenlinie gelang jedoch 1979 auf Anhieb die Vizemeisterschaft hinter Halmstads BK und der Gewinn des nationalen Pokals. 1982 folgte der ganz große Wurf für den Club aus Göteborg. Er erreichte das Finale des UEFA-Pokals und besiegte dort den haushohen Favoriten Hamburger SV mit 1:0 und 3:0.
Stationen von Sven-Göran Eriksson
Der Erfolg in der Heimat machte die europäische Fußballwelt auf Eriksson aufmerksam, der 1982 den Sprung zum portugiesischen Rekordmeister Benfica Lissabon wagte. Erneut schaffte es der Schwede bis ins UEFA-Pokal-Finale, das er jedoch verlor. Nach drei nationalen Titeln folgten Stationen beim AS Rom und AC Florenz. Nach fünf eher erfolglosen Jahren – immerhin ein Pokalsieg mit Rom – kehrte Eriksson 1989 zu Benfica zurück. Der große Erfolg folgte 1990 mit dem Einzug ins Finale der heutigen Champions League, das mit 0:1 gegen den AC Mailand verloren ging.
Eriksson erster ausländischer Trainer des Jahres in Italien
Dem Engagement in Portugal folgten mehrere Jahre in der italienischen Serie A. Mit Sampdoria Genua gewann Eriksson 1994 den nationalen Pokal, ehe er 1997 seine wohl erfolgreichste Zeit bei Lazio Rom erlebte. Mit den Römern holte der Schwede zwei Pokalsiege, eine nationale Meisterschaft, den Einzug ins UEFA-Cup-Finale und den Sieg im Europapokal der Pokalsieger. Im Jahr 2000 wurde er in Italien als erster Ausländer überhaupt zum Trainer des Jahres gewählt. Von 2001 bis 2006 übernahm Eriksson die „Three Lions„, seine erste Station als Nationaltrainer. Auch in Mexiko, in der Elfenbeinküste und auf den Philippinen wurde er Nationaltrainer, allerdings ohne nennenswerte Erfolge.
„Ich hoffe, dass ihr mich als positiven Menschen in Erinnerung behaltet, der versucht hat, alles zu tun, was er tun konnte. Es muss euch nicht leidtun – lächelt.“
Sven-Göran Eriksson
Zwischenzeitlich übernahm der Schwede mit Manchester City und Leicester City zwei Vereine der Premier League. Hinzu kamen kurze Engagements in Thailand und China. Nachdem Erikssons Krebserkrankung bekannt wurde, erfüllte Liverpools Ex-Trainer Jürgen Klopp seinem Kollegen im März den Herzenswunsch, einmal den FC Liverpool zu trainieren. Danach wurde es ruhiger um den Startrainer und Weltenbummler, der offen mit seinem nahen Tod umging. So sagte er an seine Nachwelt gerichtet: „Ich hoffe, dass ihr mich als positiven Menschen in Erinnerung behaltet, der versucht hat, alles zu tun, was er tun konnte. Es muss euch nicht leidtun – lächelt.“