Nach Fan-Protesten: DFL bricht Verhandlungen mit Investor ab

Bildquelle: depositphotos.com / rarrarorro

Land auf, Land ab gab es in den vergangenen Wochen unter den Fußballfans in Deutschland nur ein Thema: den Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußball Liga (DFL). Nach unzähligen Protesten, bei denen Fußballspiele teilweise kurz vor dem Abbruch standen, gab die DFL-Geschäftsführung nun das Ende der Verhandlungen mit dem einzig verbliebenen potenziellen Investor bekannt. Bereits in den vergangenen Tagen hatte man viel über eine erneute Abstimmung der 36 Vereine diskutiert. Bei der ersten Abstimmung war es möglicherweise zu einem Fehlverhalten des Hannoveraners Martin Kind gekommen.

Im Dezember 2023 hatten 24 der 36 Bundesligavereine für den Einstieg eines Investors gestimmt. Damit war die erforderliche Zweidrittelmehrheit knapp erreicht. Nach diesem Mandat hatte die DFL mit potenziellen Investoren verhandelt. Dabei ging es um die Abgabe von rund acht Prozent der Medienerlöse. Dafür sollte die DFL knapp eine Milliarde Euro erhalten. Mehrere Investoren waren zunächst interessiert, bis am Ende nur noch ein Deal mit der Investmentgesellschaft CVC im Raum stand. Das luxemburgische Unternehmen ist unter anderem bereits an der französischen und spanischen Liga beteiligt.

Unklares Abstimmungsverhalten von Hannovers Martin Kind

Die Fußballfans standen dem Einstieg der Investoren überwiegend kritisch gegenüber, da sie eine weitere Kommerzialisierung der Bundesliga befürchteten. In vielen Stadien kam es deshalb zu lautstarken und wirkungsvollen Protesten. Die Spiele mussten teilweise für mehr als eine halbe Stunde unterbrochen werden, da aus dem Publikum Gegenstände, meist in Form von Tennisbällen, auf das Spielfeld geworfen wurden. Die Fans wollten damit einen Abbruch der Verhandlungen mit den Investoren oder zumindest eine Neuwahl erzwingen.

„Eine erfolgreiche Fortführung des Prozesses scheint in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich. […] Wir müssen mal ganz neu anfangen.“

Hans-Joachim Watzke

Dass es früher oder später zu einer Neuwahl kommen würde, hatte sich in der jüngeren Vergangenheit abgezeichnet. Dies lag zum einen daran, dass es bei der ursprünglichen Abstimmung möglicherweise zu einem Fehlverhalten gekommen war. Martin Kind, Geschäftsführer von Hannover 96, soll entgegen der Anweisung seines Vereins mit „Ja“ gestimmt haben. Zum anderen wurde der Ruf nach einer erneuten Abstimmung auch von Seiten der Vereine lauter. So hatten bereits der VfB Stuttgart, der SC Paderborn oder der 1. FC Köln eine erneute Abstimmung über den Investoreneinstieg ins Spiel gebracht.

Abspaltung der Bundesliga weiterhin möglich

In einer am Mittwoch einberufenen Sitzung des DFL-Präsidiums unter Vorsitz von Borussia Dortmund-Boss Hans-Joachim Watzke zeichnete sich auch in diesem Gremium keine Mehrheit für den Investoreneinstieg mehr ab. Daher stoppte man die Verhandlungen mit CVC. Watzke dazu: „Eine erfolgreiche Fortführung des Prozesses scheint in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich.“ Nun sollen Gespräche mit den Klubs folgen, wie man frisches Geld generieren kann. „Dieser Prozess ist ad acta gelegt. Wir müssen mal ganz neu anfangen.“

„Ein guter Tag für Deutschlands Fußball-Fans. Ein großer Erfolg, der zeigt, dass der deutsche Fußball mitgliederbasiert und demokratisch ist und dass eben diese Mitglieder bei solch richtungsweisenden Entscheidungen mitgenommen werden müssen.“

„Unsere Kurve“-Sprecher Thomas Kessen

Auf Seiten der Fans äußerte sich Thomas Kessen, Sprecher des Bündnisses „Unsere Kurve“, erleichtert: „Ein guter Tag für Deutschlands Fußball-Fans. Ein großer Erfolg, der zeigt, dass der deutsche Fußball mitgliederbasiert und demokratisch ist und dass eben diese Mitglieder bei solch richtungsweisenden Entscheidungen mitgenommen werden müssen.“ Man darf nun gespannt in die Zukunft blicken, wie die Diskussion um die Vermarktung der DFL weitergeht. Selbst die im Raum stehende Abspaltung der Bundesliga ist weiterhin möglich, Watzke bezeichnete diesen Schritt jedoch als „ultima ratio“.

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