Nach Sieg in Rechtsstreit: Eisschnellläuferin Claudia Pechstein beendet Karriere

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Nach einer beispiellosen Karriere hat Deutschlands erfolgreichste Eisschnellläuferin Claudia Pechstein ihren Rücktritt vom Leistungssport erklärt. Die 53-jährige Berlinerin verabschiedete sich am Montag in einer emotionalen Pressekonferenz in Berlin von der aktiven Laufbahn. Dabei hängte sie symbolisch ihre Schlittschuhe an zwei vorbereitete Garderobenhaken als Zeichen für das offizielle Ende einer Karriere, die über Jahrzehnte hinweg von Erfolgen, Rekorden, aber auch von Kontroversen geprägt war.

„Es reicht jetzt. Ich habe immer gesagt, wenn alles vorbei ist, höre ich auf“, erklärte die fünffache Olympiasiegerin und sechsmalige Weltmeisterin. Der Rücktritt erfolgt nur elf Tage nach der außergerichtlichen Einigung in ihrem langjährigen Rechtsstreit mit dem Eisschnelllauf-Weltverband ISU. „Damit kann ich die Schlittschuhe jetzt an den Nagel hängen und höre auf.“

Claudia Pechstein älteste WM-Medaillengewinnerin aller Zeiten

Ihre beeindruckende Laufbahn begann Claudia Pechstein bereits 1991 mit ihrem ersten Weltcup-Rennen. Ihr erstes Olympia-Gold gewann sie 1994, weitere vier sollten folgen. Mit insgesamt neun Olympiamedaillen und 42 WM-Medaillen prägte sie den internationalen Eisschnelllauf wie kaum eine andere Athletin. Besonders bemerkenswert: 2017 wurde sie im Alter von fast 45 Jahren zur ältesten WM-Medaillengewinnerin der Geschichte.

Steckbrief von Claudia Pechstein

Geburtsdatum
22.02.1972
Geburtsort
Ost-Berlin, DDR
Beruf
Polizeibeamtin
(Bundespolizei)
Verein
Eisbären Juniors Berlin
Weltcupsiege
34
Gesamtweltcupsiege
1.500 Meter:
2. Platz (1997/98, 1998/99,1999/00,
2001/02, 2002/03)
3.000/5.000 Meter:
1. Platz (2002/03, 2003/04, 2004/05)
2. Platz (2007/08, 2014/15)
3. Platz (2006/07, 2011/12)
Massenstart:
2. Platz (2012)
Medaillenspiegel
Olympische Spiele: 5 x Gold, 2 x Silber, 2 x Bronze
Weltmeisterschaften: 6 x Gold, 22 x Silber, 14 x Bronze
Europameisterschaften: 3 x Gold, 6 x Silber, 2 x Bronze
Nationale Medaillen: 41 x Gold, 20 x Silber, 7 x Bronze

Neben ihren sportlichen Triumphen war Pechsteins Karriere jedoch auch von einem der spektakulärsten Doping-Fälle der Sportgeschichte gezeichnet. Ein Fall, der letztendlich ohne Schuldspruch endete. 2009 wurde sie wegen erhöhter Retikulozyten-Werte gesperrt, obwohl sie Doping stets bestritt. Der Weltverband ISU argumentierte mit einer angeblich verbotenen Methode des Blutdopings. Pechstein hingegen verwies auf eine angeborene Blutanomalie, die sie erst Jahre später durch medizinische Gutachten belegen konnte.

Nachwuchsförderung: Pechstein zukünftig Trainerin und Beraterin

In einem langwierigen juristischen Prozess forderte sie Schmerzensgeld und Schadenersatz in Millionenhöhe. Der Streit endete am 27. Februar mit einem vom Gericht angeregten Vergleich. „Ich habe mich schon lange nach dem Moment gesehnt, dass der Fall vorbei ist“, so Pechstein. Über die genaue Höhe der Einigung wurde offiziell Stillschweigen bewahrt, in den Prozessen war jedoch von einer Forderung über 8,4 Millionen Euro die Rede. Die ISU zollte ihr Respekt für ihre sportlichen Leistungen und betonte Pechsteins künftigen Beitrag zur Entwicklung des Eisschnelllaufs.

„Der Kampf war Motivation weiterzumachen! Aber nun ist der Kampf vorbei und somit auch meine Karriere. Ich kann die Schlittschuhe an den Nagel hängen.“

Claudia Pechstein

Obwohl sie ihre Wettkampflaufbahn beendet hat, bleibt Pechstein dem Sport treu. „Ich stehe also noch auf dem Eis, aber nicht mehr als Sportlerin“, kündigte sie an. In Zukunft möchte sie als Trainerin und Beraterin im Eisschnelllauf tätig sein. Bereits in den vergangenen Jahren engagierte sie sich intensiv für die Nachwuchsförderung. Mit ihrem Karriereende endet eine Ära im deutschen Wintersport. Pechstein war nicht nur die erste Frau, die an acht Olympischen Winterspielen teilnahm, sondern auch eine Athletin, die stets für ihre Ziele kämpfte – sei es auf dem Eis oder vor Gericht. Ihr Name wird für immer mit dem Eisschnelllauf verbunden bleiben.

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