Am Samstagabend blickt die Boxwelt gespannt nach Riad (Saudi-Arabien). In einem der meistdiskutierten Rückkämpfe der jüngeren Geschichte treffen die Schwergewichts-Giganten Oleksandr Usyk und Tyson Fury erneut aufeinander. Nach dem spektakulären ersten Duell, das vor sieben Monaten den Ukrainer Usyk zum unangefochtenen Champion kürte, geht es nicht nur um drei der begehrten WM-Titel (WBC, WBA, WBO), sondern auch um Prestige, Ehre – und eine Rekordsumme an Preisgeld.
Der erste Kampf zwischen Fury und Usyk war ein echter Thriller. Fury, der selbsternannte „Gypsy King“, dominierte die Anfangsrunden mit seiner Größe, Reichweite und technischen Finesse. Doch Usyk, bekannt für seine Agilität und strategische Cleverness, wendete das Blatt eindrucksvoll in der zweiten Kampfhälfte. In der neunten Runde trieb er Fury sogar an den Rand eines Knockouts – ein Bild, das viele Experten sprachlos zurückließ. Nach zwölf harten Runden stand Usyk als erster Undisputed Champion seit Lennox Lewis fest, ein Meilenstein in der Geschichte des Schwergewichtsboxens.
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Rekord-Börse von 182 Millionen Euro erwartet
Der kommende Rückkampf verspricht eine ebenso hochkarätige Begegnung. Fury, der im Mai seine erste Profi-Niederlage hinnehmen musste, hat in den letzten Monaten intensiv an seiner Form gearbeitet. Sein Promoter Frank Warren bezeichnete den ersten Kampf als „Krieg“, der beiden Athleten alles abverlangte. Die Verschiebung des Rückkampfes von Oktober auf Dezember gab beiden die Möglichkeit, sich optimal vorzubereiten. Wer diesmal die Oberhand behält, könnte die Schwergewichtsklasse für Jahre prägen. Neben sportlicher Dramatik sorgt aber auch die wirtschaftliche Dimension des Kampfes für Aufsehen. Englische Medien berichten von einer Rekordbörse in Höhe von rund 182 Millionen Euro, die gleichmäßig aufgeteilt werden soll.
Boxweltmeister im Schwergewicht seit 2009
2015-2016 WBO & WBA (super) 2020-2024 WBC |
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2017-2019 WBA (super) 2018-2019 WBO 2019-2021 IBF, WBA (super) & WBO |
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seit 2023 WBA (regulär) |
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seit 2024 WBC |
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seit 2024 IBF |
Usyk, der Sieger des ersten Duells, könnte dabei den größeren Anteil erhalten. Dies wäre eine bemerkenswerte Wende im Vergleich zum Mai, als Fury mit 70 Prozent der Gesamtsumme den Löwenanteil einstrich. Für den Ukrainer, dessen Karriere-Gesamteinkommen bislang auf 55 Millionen Euro geschätzt wird, ist dies eine historische Gelegenheit. Außerdem gibt es ein weiteres Novum. Zum ersten Mal wird eine Künstliche Intelligenz (KI) den Kampf bewerten – allerdings nur zu Testzwecken. Dieses Projekt, initiiert von Saudi-Arabiens Sportbehörden-Chef Turki Al-Sheikh, soll die objektive Bewertung der Kämpfe vorantreiben und menschliche Fehler minimieren. Die KI wird neben den drei offiziellen Punktrichtern agieren und könnte in Zukunft zu einem festen Bestandteil des Boxsports werden.
Experten sehen Oleksandr Usyk wieder nach Punkten vorne
Tyson Fury und Oleksandr Usyk sind nicht nur im Ring, sondern auch abseits davon zwei außergewöhnliche Persönlichkeiten. Während Fury mit seinen provokanten Aussagen und derber Show bekannt ist, strahlt Usyk Ruhe und Bescheidenheit aus. Doch trotz aller Gegensätze verbindet die beiden ein gegenseitiger Respekt. Fury bezeichnete Usyk kürzlich als „gottesfürchtigen Familienmenschen“ und erklärte, dass er ihn nicht hassen könne. Gleichzeitig ließ er es sich nicht nehmen, seine Großmaul-Masche fortzuführen: „Ich werde ihn fertigmachen, seine Karriere beenden.“ Usyk hingegen setzt auf seine gewohnte Stärke: flinkes Beinarbeit, Explosivität und strategisches Geschick. Experten wie der frühere Klitschko-Manager Bernd Bönte sehen ihn erneut als Favoriten, sollten die Punktrichter entscheiden.
„Ich werde ihn fertigmachen, seine Karriere beenden.“
Tyson Fury über Oleksandr Usyk
Fury, der gegen mentale Probleme und körperliche Formschwankungen zu kämpfen hatte, muss diesmal beweisen, dass er nicht nur den Kampf, sondern auch seine Karriere neu beleben kann. Dieser Rückkampf hat das Potenzial, in die Geschichtsbücher des Boxens einzugehen. Nicht nur wegen der sportlichen Dimension, sondern auch wegen der außergewöhnlichen Summen und technologischen Innovationen, die die Veranstaltung begleiten. Wenn am Samstagabend die Glocke in Riad erklingt, steht nicht weniger als die Zukunft des Schwergewichtsboxens auf dem Spiel. Der Kampf beginnt voraussichtlich gegen 23 Uhr MEZ. Fans können den Kampf live beim Streaminganbieter DAZN verfolgen.