Die Biathlon-Weltmeisterschaften im tschechischen Nove Mesto sind am Sonntag zu Ende gegangen. Nachdem es für die deutschen Skijäger zu Beginn der Titelkämpfe nicht so gut lief, verbesserte sich die Bilanz in der zweiten Wettkampfhälfte. Zu einer Goldmedaille reichte es für die sonst so verwöhnten DSV-Athleten dennoch nicht. Das lag auch daran, dass mit dem Norweger Johannes Thingnes Bö ein absoluter Ausnahmesportler am Start war, der sieben Medaillen gewann und sich zum neuen Rekordweltmeister krönte.
Das deutsche Team hingegen kam mit den feucht-warmen Bedingungen in den Saarer Bergen von Beginn an nicht zurecht. Immer wieder fiel auf, dass die deutschen Skijäger zwar gute Schießleistungen zeigten, dann aber in der Loipe den Anschluss verloren. „Vielleich haben wir auch nicht die überragende Form“, wollte Vanessa Voigt am Ende der WM nicht alles auf das Material schieben. „Nicht alles war schlecht“, meinte der deutsche Sportdirektor Felix Bitterling, wollte aber wie viele andere im DSV aus den gezeigten Leistungen keine Erfolgsstory machen.
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Johannes Thingnes Bö schließt zu Ole Einar Björndalen auf
Zum Abschluss der Weltmeisterschaften in Nove Mesto standen die Massenstarts auf dem Programm, die eine Art Zusammenfassung der gesamten Wettkämpfe darstellten. So blieb Vanessa Voigt bei den Damen in allen vier Schießeinlagen fehlerfrei, am Ende aber ohne Medaille. Eineinhalb Minuten Rückstand hatte sie auf die ebenfalls fehlerfreie neue Weltmeisterin Justine Braisaz-Bouchet aus Frankreich. Auch Julia Simon blieb mit drei Fehlschüssen vor der 26-Jährigen, die am Ende Fünfte wurde.
„Du rackerst dich ab und kommst einfach nicht hinterher.“
Vanessa Voigt über die Materialprobleme im deutschen Team
Es sei „wie im Flugzeug, vorne Business Class, und wir hinten dran so zweite Klasse. Du rackerst dich ab und kommst einfach nicht hinterher“, so Voigt. Im Massenstart der Herren waren die deutschen Starter noch weiter vom Podest entfernt. Bester war Philipp Nawrath als Zehnter. Sieger wurde der Norweger Johannes Thingnes Bö, der mit seiner dritten Goldmedaille in Nove Mesto nicht nur zum erfolgreichsten Athleten der WM avancierte, sondern mit 20 Titeln auch zum Rekordweltmeister neben der Biathlon-Legende Ole Einar Björndalen.
Deutsche Damen-Staffel holt Bronze
Bereits am Vortag waren viele Skijäger für ihre Nationen in der Staffel im Einsatz. Hier holten die deutschen Damen eine der drei Medaillen für das DSV-Team. Doch zunächst gab es einen Rückschlag, denn Franziska Preuß, die derzeit beste deutsche Biathletin, musste wegen Halsschmerzen auf den Start verzichten. Für Preuß sprang Sophia Schneider ein. Zum Quartett gehörten außerdem Janina Hettich-Walz, Selina Grotian und Vanessa Voigt. Schneider übernahm als Schlussläuferin an fünfter Position und konnte sich beim Sieg der Französinnen noch auf den dritten Platz vorarbeiten.
Biathlon Weltcup Termine 2023/24 Übersicht
„Auf der letzten Runde war es wie im Film“, jubelte die Ersatzfrau, die nun eine Bronzemedaille ihr Eigen nennen darf. Bei den deutschen Herren sah es dagegen nicht so gut aus. Das Team Justus Strelow, Johannes Kühn, Philipp Nawrath und Benedikt Doll landete auf dem undankbaren vierten Platz und stand mit leeren Händen da. „Schade, es war beim letzten Schießen nochmal einiges drin, aber da haben mir die weltbekannten Eier gefehlt am Schießstand“, so Schlussläufer Doll. Der Sieg ging überraschend nicht an die Überflieger aus Norwegen, sondern an das Quartett aus Schweden.
„Schade, es war beim letzten Schießen nochmal einiges drin, aber da haben mir die weltbekannten Eier gefehlt am Schießstand.“
Schlussläufer Benedikt Doll zur Herren-Staffel
Silber und Bronze für Hettich-Walz und Doll im Einzel
Bereits vor dem Abschlusswochenende hatten die Einzelbewerbe den zweiten Teil der Weltmeisterschaften in Nove Mesto eingeläutet. Hier gab es die erhofften ersten Medaillen für das DSV-Team. Janina Hettich-Walz lief über 15 Kilometer fehlerfrei und musste sich nur der schnelleren Italienerin Lisa Vittozzi geschlagen geben. Platz vier für Selina Grotian und Platz fünf für Vanessa Voigt rundeten das gute Mannschaftsergebnis ab. Für Silbermedaillengewinnerin Hettich-Walz war es der erste Podestplatz bei einem Biathlonrennen überhaupt.
„Es war kein Debakel, aber klar, mit den Erfolgen davor haben wir uns ein bisschen mehr ausgerechnet.“
DSV-Sportdirektor Felix Bitterling
Im 20-Kilometer-Rennen der Herren holte Benedikt Doll die erste Medaille für die deutschen Skijäger. Es war die erste bei einer Weltmeisterschaft seit 1.092 Tagen. Der 33-Jährige musste sich nur den norwegischen Brüdern Bö geschlagen geben. Ein überglücklicher Doll hinterher: „Ich wollte beweisen, dass ich es gut kann. Ich bin unfassbar stolz.“ Mit drei Medaillen fällt die Bilanz am Ende der Weltmeisterschaften gemischt aus. „Es war kein Debakel, aber klar, mit den Erfolgen davor haben wir uns ein bisschen mehr ausgerechnet. Da gibt es nichts drumherum zu reden“, resümierte Sportdirektor Bitterling am Ende der WM.